Englische Begriffe in deutschen PR-Texten richtig einsetzen

Jennifer Köhler, 25.05.2021 ***

Wie sich englische Begriffe in deutschsprachigen Texten richtig einsetzen lassen.

Englische Begriffe in deutschen Texten korrekt zu verwenden, ist gar nicht so leicht.
Quelle/Copyright: Shutterstock/ImageFlow

Angst zu haben vor dem Verfall der deutschen Sprache ist ebenso unsinnig, wie mit Fremdwörtern nur so um sich zu werfen. Eine lebendige Sprache entwickelt sich weiter und nimmt seit jeher Fremd- und Lehnswörter auf. Im Gegenzug verschwinden Begriffe, die im Alltag nicht mehr benötigt werden. Für alle Formulierungen und Fremdwörter aber sollte immer gelten, dass man sie richtig einsetzt, sowohl hinsichtlich ihrer Bedeutung als auch unter Beachtung der Rechtschreib- und Grammatikregeln. Hier einige Tipps, um sich besser im Sprachdschungel zurechtzufinden.

1. Tipp: Verwenden Sie englische Begriffe mit Augenmaß und stets im richtigen Kontext

In unserem Sprachgebrauch gibt es jede Menge englischsprachlicher Begriffe. Das ist teilweise dem Zeitgeist geschuldet, teilweise existieren jedoch gar keine adäquaten deutschen Alternativen. Oder die englischen Termini sind in der jeweiligen Branche so gang und gäbe, dass sie auch in PR-Texten eine breite Verwendung finden (müssen). In der Praxis ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt, um das richtige Maß zu finden. Wenn im „Match die Goalgetterin fightet, um gegen die Keeperin einen Penalty zu kicken“, dann klingt das ziemlich albern, obwohl alle diese Begrifflichkeiten mittlerweile eingedeutscht sind, also zum Wortschatz der deutschen Sprache gehören. Aber manchmal ist eben weniger mehr.

Denglisch at its Best

Es schwirren viele vermeintlich englische Wörter durch unseren Alltag, die gar keine sind. Stattdessen handelt es sich um Schein- oder auch Pseudoanglizismen. Im Umgangston mitunter als Denglisch etwas belächelt. Weit verbreitete Beispiele dafür sind Handy, Standing Ovations, Hometrainer oder eben No-Go.

Beim Verwenden dieser Begriffe gibt es Einiges zu beachten:

  • Sie sollten zumeist nur dann in PR-Texten auftauchen, wenn sie es in den offiziellen Wortschatz geschafft haben, also beispielsweise im Duden stehen. So wie der Smoking, der im Englischen tuxedo heißt.

Dass jemand lost ist, sollte allerdings – wenn überhaupt – Gesprächen in der Freizeit vorbehalten sein.

Ausnahmen können Blogbeiträge und Social-Media-Posts bilden, die in der Regel etwas umgangssprachlicher ausfallen dürfen.

  • Scheinanglizismen unterliegen den deutschen Rechtschreibe- und Grammatikregeln. Korrekt ist also: Onlinepublishing, und nicht: Online Publishing oder online publishing. Online-Publishing hingegen wäre aufgrund der besseren Lesbarkeit zulässig.
  • Im Zweifelsfall sollte man den Duden zu Rate ziehen, denn auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahmen. Die Mehrzahl von Dressman etwa lautet Dressmen und nicht – unseren Regeln zur Pluralbildung entsprechend – Dressmans oder Dressmanen.

2. Tipp: Umgehen Sie Fallstricke bei der Übersetzung

Bei der Übertragung des deutschen PR-Texts ins Englische muss dann besondere Vorsicht walten, damit in der Übersetzung keine vermeintlichen englischen Begriffe enthalten sind, die es im Englischen gar nicht gibt, wie beispielsweise Beauty Farm, Longseller oder Showmaster.

Oder solche, die eine völlig andere Bedeutung haben. Ein amüsantes Beispiel dafür ist der Slip, den kein Brite oder US-Amerikaner mit Unterwäsche in Verbindung bringt. Die richtige Übersetzung ist Zettel oder Beleg – und beides ist als Wäschestück weniger geeignet.

Oder: ein in Deutschland bewunderter Shootingstar entpuppt sich im Englischen als Sternschnuppe – und die fällt bekanntlich vom Himmel und erlischt.

3. Tipp: Beachten Sie die deutschen Orthografie- und Grammatikregeln

In vielen unserer PR-Texte kommt man um englische Fachbegriffe gar nicht herum. Man denke nur an Leads, Cloud oder Banking. Und nicht selten tauchen sie in einer festen Kombination mit anderen Wörtern auf, sowohl mit englischen als auch deutschen.

Beispiele

Lead + Nurturing > eng/eng

Cloud + Dienste > eng/deu

Online + Banking + Angebote > eng/eng/deu

Wie man deutsche und englische Begriffe richtig miteinander verheiratet

Doch wie lassen sich aus Fremdwörtern neue, zusammengesetzte Wörter korrekt bilden? Grundsätzlich gelten die Getrennt- und Zusammenschreibungsregeln der deutschen Sprache. Der Duden hat dafür folgende Empfehlungen in petto:

(1)        Zwei original englische Substantive verschmelzen zu einem zusammengesetzten deutschen Nomen: Economyclass, Homeoffice, Servicecenter, Serviceprovider.

Mittels Bindestrichs zu koppeln, ist ebenfalls zulässig und bietet sich vor allem dort an, wo sich damit die Lesbarkeit verbessern lässt: Desktop-Publishing, Fundraising-Tool, Cloud-Computing.

(2)        Ist der erste Teil ein englisches Adjektiv und der zweite das Substantiv, dann sind sowohl das Getrennt- als auch das Zusammenschreiben möglich: Blackbox – Black Box, Hotspot – Hot Spot. Die Dudenredaktion favorisiert allerdings die Zusammenschreibung. Um es für uns Redakteure spannender zu machen, gibt es auch hier Abweichungen. So ist etwa laut Duden Direct Marketing die einzige richtige Schreibweise.

  • Bei Verbindungen aus Verb und Partikel – beides in Englisch – sind sowohl die Zusammen- als auch die Bindestrichschreibung zulässig: Hangover – Hang-over, Blackout – Black-out, Countdown – Count-down, Handout – Hand-out. Auch hier plädiert der Duden dafür, die Begriffe zusammenzuschreiben.
  • Für den großen „Rest“ der englischen Termini ist die originäre Getrenntschreibung zu übernehmen: Electronic Banking; Public Relations, Digital Native.
  • Bei Aneinanderreihungen und Zusammensetzungen mit Wortgruppen sowie der Kombination mit deutschen Begriffen ist jedoch durchzukoppeln.

Beispiele

Customer-Relationship-Management, E-Mail-Account, Key-Account-Manager, Public-private-Partnership

Public-Relations-Agentur, Do-it-yourself-Programm, Multiple-Choice-

Verfahren, Stand-by-System, Social-Media-Plattform

Selbstverständlich lassen sich auch hier wieder Ausnahmen finden, wie etwa die Corporate Social Responsibility oder der Return on Investment.

Das Ypsilon bleibt standhaft stehen

Ein beliebter Stolperstein sind englische Adjektive, die auf y enden.

Der Duden ist hier jedoch eindeutig: Diese Eigenschaftswörter werden, anders als sonst im Deutschen üblich, nicht dekliniert. In der Grammatik heißen sie darum auch „indeklinable Adjektive“. Richtig sind demnach: eine busy Geschäftsfrau, ein sexy Schauspieler, das crazy Wochenende oder die easy Aufgaben – auch wenn diese Varianten etwas holprig in unseren Ohren klingen. Das sehen wohl die meisten von uns genauso, denn viel häufiger finden sich solche Adjektive in Satzkonstruktionen wieder, in denen man auch im Deutschen nicht deklinieren würde.

Beispiele

Prädikativ: Frau Muster ist relativ busy. Der neue Schauspieler ist ziemlich sexy.

Adverbial: Das Wochenende gestaltete sich sehr crazy.

Die Schüler konnten die Aufgaben easy lösen.

Um die Steigerungsformen zu bilden, genügt es, die entsprechende Endung anzufügen.

Beispiel

happy – happyer – am happysten

Das y bleibt also unverändert bestehen.

Setzt man englische Substantive mit der y-Endung im deutschen Text in die Mehrzahl, dann gilt das Gleiche: Hände weg vom Ypsilon! Das Plural-s wird nur angefügt. Richtig sind also: zwei Babys, drei Citys, vier Ladys, fünf Dummys, sechs Storys, sieben Partys usw.

Genitiv-s oder nicht – das ist hier die Frage

Dazu einige Tipps aus dem Netz:

  • Aus dem Englischen entlehnte Wörter mit der Endung -ing erhalten ein Genitiv-s.

Beispiele  das Ausmaß des Mobbings, die Vorteile des Leasings, die Sprache des Marketings

  • Alle Begriffe, die in den deutschen Wortschatz aufgenommen wurden, ebenfalls.

Beispiele  des Managements, des Users, des Leaders, des Backgrounds

In manchen Fällen ist es allerdings eine Kann-Bestimmung, etwa: des Know-how – des Know-hows, des Engineering – des Engineerings, des Lifestyle – des Lifestyles.

  • Falsch ist es in jedem Fall, den Genitiv wie im Englischen mit Apostroph zu bilden.
  • Gehören die Worte (noch) nicht zum deutschen Wortschatz, dann bleibt der Genitiv ohne „s“. Beispiele sind des Privacy Shield, des Low Code, des Subcontractor, des Retailer, des Drop Shipper.

Das Deutsche ist eine reiche Sprache. Laut Duden umfasst der aktuelle Wortschatz zwischen 300.000 und 500.000 Wörtern in ihren Grundformen. Dennoch sollte das deutsche Reinheitsgebot dem Brauwesen vorbehalten bleiben. Schließlich bereichern Fremd- und Lehnswörter die Sprache – mal ganz abgesehen, dass es mitunter gar keine adäquate deutsche Entsprechung gibt. Auf Sprachungetüme wie Aufprallsack (Airbag), Projekteröffnungsbesprechung (Kick-off) oder Restkontingentschnäppchen (Last-Minute-Angebot) kann man sicher verzichten. Ebenso falsch ist es jedoch, bei jeder, auch unpassenden, Gelegenheit, englische Ausdrücke oder englisch klingende Wortschöpfungen – und diese eventuell auch noch falsch – einzusetzen, um sich modern zu geben oder um mit Wissen zu imponieren. Auch in der Sprache kommt es, wie so oft, auf die richtige Balance an – und auf das Vermeiden von Fehlern.

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